Mehr Töne und Resonanz aus der Innerschweiz

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Der Stöpselbass mit seinen Modifikationen zum Langnauerli wurde in den 1890er- bis 1930er-Jahren vor allem in der Innerschweiz viel gespielt. Er gilt als wichtiges Zwischenmodell in der Entwicklung zum Schwyzerörgeli. Stöpselbass-Örgeli wurden vorwiegend im Kanton Schwyz (in der Werkstätte von Robert Iten und in der Handorgel-Fabrik von Alois Eichhorn) und in Zürich (in der Handorgel-Fabrik von Josef Nussbaumer) hergestellt.

Mehr feine Melodiestimmen und entsprechend mehr knurrige Bässe prägen den charmant-urchigen Klang der Stöpselbass-Örgeli. Den Namen bekam es wegen seinen sogenannt «stöpselbassförmigen» Bass-Knöpfen aus Messing oder Knochenbein verpasst. Besonders begehrt und betörend: Der Sound der damals verbauten Zinkstimmen von Dix.
Die Hälfte der Bässe sind wechseltönig: Beim Ziehen und Stossen des Balges erklingen auf Druck desselben Bassknopfes verschiedene Töne. Die übrigen Bässe sind gleichtönig, d.h. auf Zug und Druck einer Taste erklingt derselbe Ton. Das macht das Spielen wie beim Langnauerli zu einer echten Herausforderung.  

Schlicht anders
Vom Emmentaler Langnauerli haben die Erbauer, allen voran vermutlich Robert Iten, wohl die Anordnung der in einer Reihe senkrecht platzierten Bässe übernommen. Jetzt aber mit zwei wechseltönigen Bass- / Akkordpaaren plus einem bis drei zusätzlichen gleichtönigen Paaren (insgesamt also 6 bis 10 Tasten in «Stöpsel»-Form) modifiziert. Neu wurde die Melodieseite mit zwei diatonischen Reihen im Quintabstand und Ergänzungstönen (den sogenannten «Kreuztönen») in individueller, der jeweiligen Stilistik angepassten Anzahl und Anordnung ergänzt. Anders als beim Langnauer-Örgeli liegen die Stimmplatten beim Stöpselbass – wie später auch im Schwyzerörgeli – nicht flach auf dem Kastenboden im Innern des Melodieteils sondern auf einem neu gebauten Resonanzkasten.  

Mutmasslich erfunden
Robert Iten hat nach der Weiterentwicklung des  Langnauerörgelis zum Stöpselbass als Übergangsmodell um 1883 in Pfäffikon, Kanton Schwyz, mutmasslich das erste Schwyzerörgeli gebaut. Sein Prototyp soll damals 16 Bässe gehabt haben, auf Tonart B gestimmt, 3-chörig, die Melodieseite wechseltönig (also mit verschiedenen Tönen auf Zug und Druck des Balges), die Bässe jetzt durchwegs gleichtönend. Anders als beim Langnauerli, aber so wie beim Stöpselbass sind die Stimmen hier nicht flach auf einer Platte aufgereiht, sondern wurden und werden auf dem sogenannten Resonanzkasten montiert. 

Zufällig gefunden
Örgelibauer und Stöpselbass-Spezialist Cornel Iten in Unterägeri vermutet, sein Namensvetter Robert Iten habe dessen Wirkung auf den Klang eher zufällig entdeckt: «Viel eher quälte Robert damals wohl die Frage, wie er hier mehr Stimmen als die wenigen vom Langnauerli setzen kann. Das gelingt nur, wenn ich in einem etwa gleich grossen Örgelikasten wie beim Langnauerli-Modell zum Bespiel mit einem rechteckigen Aufbau zusätzliche Flächen für diese Stimmen schaffe. Diesen Kasten hat er beim Stöpselbass ebenso wie später beim Schwyzerörgel für noch mehr Stimmen eingebaut. Mit dem Zusatz- und Zufallseffekt, dass der Klang des Örgelis durch den Kasten verstärkt wurde. Deshalb heisst der heute Resonanzkasten.»
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Kultstubete in Lauerz

Seit 1995 wird das Restaurant Waage im Schwyzerischen Lauerz jeweils am 5. Januar zur Hochburg der Musikant*innen mit dem Stöpselbass. Am Tag vor Dreikönigen ist dort die Innerschweizer Stubete mit Kultstatus angesagt.
Wirt René Steiner vom Restaurant Waage war stets ein grosser Freund und stiller Förderer der einheimischen Volksmusik in der Innerschweiz. Besonders der Stöpselbass und das Schwyzerörgeli hatten es ihm angetan. Kehrte mal ein Musikant bei ihm ein, forderte er ihn gleich zum Spielen von ein, zwei Tänzen auf.

Kein Wunder also, dass die Waage als idealer Ort erkoren wurde, um speziell die Stöpselbässler*Innen einmal im Jahr an einer urchigen Stubete zu versammeln. Albert Marty, Walter Fässler und Josef Betschart als Könner und Kenner der Szene luden 1995 zum ersten Treffen ein. Der Tag vor Dreikönige wurde in die Agenden eingeschrieben. Er gilt auch bei den wirtenden Nachkommen wie im Veranstaltungskomitee bis heute für das «Stöpselbass-Treffen» als gesetzt.

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